Volleyballerinnen verzichten auf die Teilnahme an der Ersten Bundesliga.
Die Meister-Shirts trugen schon vor dem Spiel gegen BW Dingden alle, die mit den BayerVolleys zu tun haben. Ballmädchen und -jungen, die Besetzung des Anschreibetischs, Helfer und natürlich auch Spielerinnen und Trainer. Schließlich standen die Leverkusener Zweitliga-Volleyballerinnen schon lange als Meister fest. Dass dieser Titel nicht zum Zurücklehnen verleitete, zeigte die Mannschaft in der Partie gegen Dingden, das sich als hartnäckiger Gegner entpuppte. Für den 3:0 (25:18, 26:24, 25:23)-Sieg musste Leverkusen hart arbeiten.
Geriet der erste Satz noch zu einer klaren Angelegenheit für das Team von Trainer Tigin Yaglioglu, so gestaltete sich der zweite Durchgang deutlich spannender. Die Gäste holten viele Bälle in der Abwehr und waren nach einer 19:15-Führung der BayerVolleys beim 20:19 wieder voll im Rennen. Yaglioglu nahm die erste Auszeit, doch Erfolg stellte sich noch nicht ein. Am Ende hatte Bayer Glück und Können auf seiner Seite, als Lena Overländer und Clara Wübbeke den Ball zum 26:24 zurück ins Feld blockten.
Spannung bis zum Schluss. Satz Nummer drei verlief bis zum 16:14 recht eng, dann setzte sich Bayer auf 19:14 ab – mitnichten die Entscheidung. Erneut kämpfte sich Dingden heran, nutzte seine Chancen. 23:22, 24:23, doch am Ende blieb Lilly Werscheck cool und markierte die letzten Zähler der Partie. Danach wurde im großen Stil geehrt und verabschiedet. Libera Klara Single durfte sich über die Auszeichnung zur wertvollsten Spielerin des Siegerteams freuen; dann wurden Anna Hoja sowie Co-Trainer Tim Weißenfels verabschiedet. Anschließend gab es die Meistermedaillen und Pokal für die Titelträger. Beim Teamfoto vor dem großen Meisterschaftsplakat ließen Konfetti-Kanonen glitzernde Schnipsel über das Team niedergehen. Das sah nach großem Kino aus und genau das hatten sich die Damen nach dieser überragenden Saison verdient.
Gefehlt haben aber die Zuschauer, gefehlt hat ein wirklich würdiger Rahmen. Wie es nun weitergeht, steht auch fest: Die BayerVolleys verzichten auf den Aufstieg in die Erste Liga. Zu unsicher ist auch aufgrund der Corona-Auswirkungen die finanzielle Zukunft, zu unsicher sind die Rahmenbedingungen. Trainer Yaglioglu wäre gerne das Abenteuer in der Top-Liga angegangen, versteht aber die Entscheidung. „Es geht nicht anders. Dennoch bin ich aus sportlicher Sicht natürlich enttäuscht. Alles andere wäre, wenn man ernsthaft Sport betreibt, nicht glaubhaft“, sagt er.
Kommentar
Charakter eines Champions.
BayerVolleys sind ein würdiger Zweitliga-Meister.
Die BayerVolleys haben eine überragende Saison in der Zweiten Bundesliga Nord hingelegt. 19 Punkte Vorsprung vor dem Tabellenzweiten aus Köln, nur eine Niederlage hat die Mannschaft kassiert – das muss man erstmal nachmachen. Und das in einer Spielzeit ohne Publikum. Was für einen starken Charakter Mannschaft und Trainerteam haben, hat vor allem die Endphase der Saison gezeigt: Seitdem Leverkusen als Meister feststand, haben die Spielerinnen von Tigin Yaglioglu jede Begegnung so deutlich gewonnen, wie es nur geht. Und zwar nicht gegen die sportliche Laufkundschaft der Liga, sondern gegen den Zweiten, den Fünften, Sechsten und Siebten gab es immer ein 3:0.
Yaglioglu und seine Kollegen haben ein Team geformt, das allen Widrigkeiten mit Spaß und Disziplin trotzte. Corona machte einen Bogen um die Mannschaft, die Trainingsbeteiligung war immer hoch; auch Spielerinnen mit weniger Einsatzzeiten stellten sich klaglos in den Dienst des Kollektivs. Denn sie hatten das Gefühl, wichtig für den Erfolg zu sein. Und das waren sie. Auch eine Frage des Charakters.
Schade, das die BayerVolleys nicht mit dem Aufstieg belohnt werden. Aber die Entscheidung ist nachvollziehbar. Auch das trägt dieses Team mit.
Quelle: Leverkusener Stadtanzeiger, Michael Zeihen, 26. April 2021